Wer hat schon einen Sessel im Büro, auf dem er einmal sein Bewerbungsgespräch führte – noch dazu vor 50 Jahren? Bei Konrad Matyba steht so ein besonderes Erinnerungsstück! Seit 50 Jahren arbeitet er bei der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank). Diese Treue hat sehr viel mit gemeinsamen Werten zu tun.
Am Montag, 1. August begeht Konrad Matyba das äußerst seltene 50. Arbeitsjubiläum. Gerade einmal 16 Jahre jung, bewarb er sich für eine Banklehre bei der damaligen „Darlehnsgenossenschaft der Evangelischen Kirchengemeinden und -Verbände und der kirchlichen Werke im Rheinland eGmbH“. Deren historischer Hintergrund – knapp 50 Jahre vorher hatte die Vorgängerinstitution damit begonnen, kirchliche und diakonische Einrichtungen mit Darlehen zu unterstützen – war für seine Bewerbung zwar noch nicht ausschlaggebend. Im besagten Sessel sitzend spürte Matyba jedoch, dass er und sein künftiger Arbeitgeber sehr gut zusammenpassen würden.
Nach und nach wurde ihm klar, dass er die christliche Prägung durch sein Elternhaus bei der KD-Bank leben und ausgestalten durfte. „Schon bald arbeitete ich aus tiefer Überzeugung bei der Bank, weil sie mit ihrem Geld Gutes tut – etwas, das mit Fürsorge und Nächstenliebe zu tun hat“, sagt er und spielt dabei insbesondere auf die Kreditvergabe für kirchliche und diakonische Bauvorhaben an.
„Am einstigen Hauptsitz in Duisburg war ich bis 1990 für die Innenrevision, später unter anderem auch für die interne Organisation zuständig. Zu den Highlights dieser Jahre gehörte, dass ich in die Planung eines neuen Firmengebäudes eng eingebunden war. Außer für eine moderne Einrichtung und Technik setzte ich mich dafür ein, dass der Neubau nicht auf kurze Sicht, sondern mit einer langfristigen Perspektive gebaut wurde.“ Matyba identifizierte sich auch danach mit der Selbstverpflichtung der Bank, die Schöpfung zu wahren – unter anderem mit dem Nachhaltigkeitsfilter, den die KD-Bank seit 2008 als erste Kirchenbank Deutschlands einsetzt.
Neben einer christlichen Werteorientierung war Matybas Berufsleben von einer hohen Veränderungsbereitschaft geprägt. Berufsbegleitend qualifizierte er sich zum diplomierten Bankbetriebswirt (Akademie Deutscher Genossenschaften, ADG) weiter. 1990 nahm er kurzerhand das Angebot an, das Geschäft der KD-Bank in den neuen Bundesländern aufzubauen. „Das Kaufmännische hatte mir schon immer zugesagt, das Leiten und Motivieren von Mitarbeitenden ebenfalls. Aber ich wollte auch mal raus, mit unseren kirchlichen und diakonischen Kunden ins Gespräch kommen und ihr Vertrauen für die Bank gewinnen.“ Matyba konnte seine Familie von einem Neuanfang in Zeiten der Wende überzeugen und wechselte nach Berlin, wo er noch bis Ende August 2022 als Bereichsdirektor Diakonie und Sozialwirtschaft Nord-Ost tätig ist.
An das viele Neue in dieser Funktion erinnert er sich noch genau: an die Hospitanz in der Filiale in Magdeburg, an viele Eindrücke, wie Bankgeschäfte zu DDR-Zeiten liefen, an seine vielen Autofahrten über Land mit einem Koffer voller Formulare für die Kunden … Unvergessen bleibt ihm auch das überdimensionierte Funktelefon im neuen Berliner Büro. Es stellte die wichtigste Verbindung zum Firmensitz in Duisburg dar. „Alles in allem eine hoch spannende Zeit, mit Chancen und Risiken, wie es sie noch nie gab und wie es sie wohl auch nicht wieder geben wird“, fasst Matyba diese Lebensphase zusammen.
Veränderungsbereitschaft war weiterhin gefragt. Matybas Team wuchs von einer Mitarbeiterin zum Start der Filiale auf zuletzt ein rundes Dutzend Personen an. Ihr „Chef“ war sich bewusst, dass sich die Rolle von Vorgesetzten seit seinem Berufseinstieg grundlegend geändert hatte. Anstatt der beste Sachbearbeiter zu sein, sind längst moderne Formate des Führens gefragt: „Es geht weniger um Vorgaben – zum Beispiel wie viele Kunden in welcher Zeit wie zu betreuen sind. Vielmehr gilt es, unsere Ziele als ethisch-nachhaltige Bank so zu vermitteln, dass sie bei den Mitarbeitenden zu den eigenen werden. Ich möchte meine Mitarbeitenden dabei mitnehmen und sie dann selbst ihre Aufgaben gestalten lassen.“
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein gutes Miteinander ist aus Sicht des erfahrenen Bankers der Aspekt Achtsamkeit. „Mir ist es wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Menschen zu sehen und so gut es geht über sein Befinden Bescheid zu wissen. Ich hoffe sehr, dass ich das so vorleben konnte.“ Achtsamkeit hat für Matyba noch eine weitere wichtige Bedeutung, die ihn sein langes Berufsleben gelehrt hat. „Ich erinnere mich noch genau, dass ich in den Aufbaujahren der Berliner Filiale alles, alles dafür getan habe, um sie ins Laufen zu bringen. Der Beruf hatte absolute Priorität. Heute finde ich es wichtig, dass auch das Privatleben nicht zu kurz kommt.“
Bis August 2023 wird der Jubilar noch für die Bank beratend tätig sein – allerdings mit deutlich mehr Zeit für die Familie mit Kindern und Enkelkindern, für sein Hobby, das Tennisspielen, und sein ehrenamtliches Engagement in verschiedenen diakonischen Gremien.