Bei der Veranstaltung für Kapitalanleger aus Kirche und Diakonie ging es um den Stand der Transformation und die aktuellen Herausforderungen im Nachhaltigkeitsstreben der Automobilindustrie.
Dr. Dirk Voeste, Chief Sustainability Officer, erörterte zunächst die Transformationsstrategie der Volkswagen AG. Der Konzern fokussiere die Elektromobilität. Er komme gut bei den Zielen voran, bis 2050 bilanziell klimaneutral zu sein und bis 2030 die CO₂-Emissionen pro Fahrzeug in Europa deutlich zu reduzieren. Voeste: „Wir halten Kurs!“
Dann ging der Nachhaltigkeits-Manager näher auf die nächsten Schritte bei der Elektromobilität ein. Volkswagen treibe die nachhaltige Produktion von Batteriesystemen ambitioniert voran. Die Entwicklung der zugehörigen Technologien sei anspruchsvoll und langwierig, aber vielversprechend. Inzwischen entspreche die Lebensdauer – bezogen auf die zurückgelegten Kilometer – von batteriebetriebenen Fahrzeugen schon nahezu derjenigen von Verbrennern.
Automobilbranche: Kreislaufwirtschaft weiter ausbauen
Der Ressourcenbedarf und der damit verbundene hohe Materialwert von Batterien habe in der Kreislaufwirtschaft von Volkswagen einen hohen Stellenwert, so Voeste. Aber auch Stahl, Aluminium oder Kunststoffe kämen für eine Wiederverwertung in Betracht. Kupfer oder Seltene Erden zurückzugewinnen, werde in der Zukunft ebenfalls von Bedeutung sein. Es sei jedoch alles andere als trivial, diese aus Bauteilen zurückzugewinnen.
Damit die Elektromobilität in Europa besser vorankomme, sei auch die Politik gefordert. Die europäische Batterieproduktion und selektive Recyclingthemen müssten spezifisch gefördert und mit Blick auf die chinesische Konkurrenz besser planbar sein. Außerdem erwartet Voeste von Brüssel, dass der Know-how-Abwanderung und dem bürokratischen Aufwand Einhalt geboten werde.
WWF und Union Investment: Unternehmen bei der Transformation begleiten
Dr. Esther Laabs, Projektmanagerin Rohstoffe & Batterien bei der NGO WWF, unterstrich die Notwendigkeit, die europäische Batterieproduktion verantwortungsvoll auszurichten: den Bedarf an Rohstoffen so gering wie möglich zu halten, negative ökologische und soziale Auswirkungen in der Lieferkette auf ein Minimum zu reduzieren, umfassende Sorgfaltspflichten einzuhalten und Wertschöpfung gemeinsam zu denken. „Für uns als NGO ist es wichtig, an der Seite der Unternehmen an deren Transformation mitzuarbeiten“, so Laabs.
Janne Werning, Leiter ESG Capital & Stewardship bei Union Investment, attestierte Volkswagen gute Fortschritte in puncto Klimaschutz und bei der Unternehmensführung, der Governance des Konzerns. Union Investment setzt sich als Partner der KD-Bank im Rahmen des Engagement-Prozesses aktiv für eine Verbesserung von ESG-Standards bei Unternehmen ein. Volkswagen schneide beim Klimaranking deutlich besser ab als noch vor Jahren. Aus Wernings Sicht bedeute dies, dass der Konzern damit auch zukunftsfähiger sei.
Kritische Fragen offen und konstruktiv sprechen
Die Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr. Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-Bank, ging auch auf Kritik an der Automobilindustrie ein: Der Rohstoffabbau dürfe nicht zu Lasten von Mensch und Umwelt gehen. Welche Konsequenzen der Volkswagen Konzern folglich aus den Medienberichten über eine kritisch beurteilte Kobaltmine in Marokko im vergangenen Jahr gezogen habe, wollte Thiesler wissen. Voeste: „Wir haben mehrere Sicherheitsschleifen eingebaut, die wir auf Partner in unserer Lieferkette ausweiten: Wir prüfen diese breit und konsequent, zum Beispiel auch, welche Hotspots es gibt, und schauen uns kritische Rohstoffe sehr genau an und leiten gegebenenfalls unmittelbar Maßnahmen ein.“
Wodurch werde die Kreislaufwirtschaft, zu der sich die Automobilindustrie bekenne, ausgebremst, wollte Thiesler vom Union-Investment-Diskutanten wissen. Werning: „Die Rohstoffproduzenten wollen natürlich ihren Status halten; der Automobilbranche fehlt es wiederum an Investitionen; zudem gibt es immer noch in den Betrieben interne Widerstände und Zurückhaltung beim konsequenten Einsatz recycelter Materialen. Die Kreislaufwirtschaft sollte nicht als Bremse, sondern als Chance für den Standort Deutschland gesehen werden.“
EngagementForum: Eine Plattform zum Fragen-Klären
In der Podiumsdiskussion ging es ferner darum, wo die deutsche im Vergleich zur chinesischen Automobilherstellung hinsichtlich des CO2-Rucksacks der E-Fahrzeuge stehe. China nutze mehr regenerative Energie, aber immer noch einen hohen Anteil an Energie, der aus Kohle gewonnen wird, informierte Werning. Nicht zuletzt ging es in der Gesprächsrunde um die Rückverfolgbarkeit von kritischen Rohstoffen.
Weitere Fragen aus dem Publikum und das Fazit der Podiumsteilnehmer bestätigten, wie bereichernd und wichtig der Austausch unterschiedlicher Interessenvertreter für mehr Nachhaltigkeit ist.