Kompetenzen und Know-how bündeln – das ist für den Erfolg zukunftsfähiger Angebote in der Altenhilfe wichtiger denn je. Ein Beispiel aus Gotha bestätigt dies. Dort hatten das Josias Löffler Diakoniewerk Gotha und die Wohnungsbaugenossenschaft Gotha bereits 2016 einen Kooperationsvertrag geschlossen, aus dem gerade ein neues über die KD-Bank finanziertes Bauvorhaben erwächst.
Win-win in alten Mauern
Kooperation: Josias Löffler Diakoniewerk Gotha und die Wohnungsbaugenossenschaft Gotha
Den Eingang des historischen Amtshauses in Gotha krönt eine Steinmetzarbeit. Anstelle einer Hausnummer signalisiert sie den Besuchenden des einstigen Anwesens eines Hofbeamten des 17. Jahrhunderts, dass sie sich vor dem Gebäude „Zum grünen Lachs“ befinden. „Gott allein die Ehre“ ist zusätzlich auf Lateinisch und mit Verweis auf Psalm 115 eingemeißelt.
Im August 2023 wird das steinerne Aushängeschild offiziell den Zugang zu einer Tagespflege der Josias Löffler Diakoniewerk Gotha gGmbH (JLDW) zieren. Dann können die Diakonie für den Landkreis Gotha, die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG), die Planungsgesellschaft Projektscheune, die Stadt Gotha, der städtische und Landesdenkmalschutz, der städtische Sanierungspartner NH Projektstadt und die KD-Bank ein Bauvorhaben abschließen, das von einem engen Miteinander gekennzeichnet ist.
Nutzenorientierte Kooperation
Als älteste Wohnungsbaugenossenschaft Gothas mit einem damals schon 50%-igen Anteil an Mitgliedern über 60 Jahre arbeitete die WBG bereits in den frühen 2000er-Jahren an neuen, zukunftsorientierten Wohnkonzepten. „Dahinter stand die Idee, die Aufgabenfelder Wohnen und Pflege näher zusammenzubringen“, erinnert sich Heike Backhaus, Technische Vorständin WBG. 2006 startete die WBG einen ersten Versuch, das Amtshaus entsprechend zu sanieren. Weil jedoch ein Puzzlestein im Finanzierungskonzept fehlte, lief er ins Leere.
Vor fast zehn Jahren stellten WBG und JLDW fest, dass eine Zusammenarbeit für beide Unternehmen von Vorteil wäre. Die WBG kann geeigneten Wohnraum zur Verfügung stellen und die Diakonie den Mietern bei Bedarf ihre Dienstleistungen anbieten. Auf dieser Basis wurde 2016 ein Kooperationsvertrag zwischen den Parteien geschlossen. Zunächst arbeiteten sie bei der Sanierung des Gebäudes im Brühl 9 zusammen, dem heutigen Verwaltungssitz der Diakoniesozialstation samt Beratungsstelle und Ausbildungszentrum.
Die Sanierung des Amtshauses ist Teil eines Großprojekts der WBG unweit des Stadtzentrums und des Barockschlosses Friedenstein. „In den Obergeschossen entstehen sechs barrierearme Wohnungen, in den flankierenden Neubauten weitere acht, außerdem vier Maisonettewohnungen und fünf Stadtwohnungen. Im Quartier saniert und modernisiert die WBG seit dem Jahr 2019 und noch bis 2026 insgesamt rund 220 Wohnungen, vorrangig Plattenbauten“, berichtet Steffen Priebe, Kaufmännischer Vorstand WBG.
13
Menschen
können ab Sommer die Tagespflegeeinrichtung der Diakonie im Erdgeschoss des alten Amtshauses besuchen.
14
barrierefreie Wohnungen
entstehen im und um das Amtshaus. Pflegeangebote und barrierefreier Wohnraum sind somit in unmittelbarer Nachbarschaft verfügbar.
9
Maisonette- und Stadtwohnungen
entstehen ebenfalls im Zusammenhang mit der Stadtentwicklungsmaßnahme.
Das Amtshaus stellt in diesem Gesamtkonzept die prominenteste Adresse dar. Um den Vorgaben an den Denkmalschutz sowie den Anforderungen der Nutzenden gerecht zu werden, kamen Diakoniesozialstation, WBG und Projektscheune-Mitarbeiter bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Planungen zusammen. „Somit konnten wir unsere Wünsche an die Sanierung direkt klären, beispielsweise an die Zugänglichkeit“, so JLDW-Geschäftsführerin Kathrin Scharffenberg.
Stellenweise hatte sich das Gelände in der Augustinerstraße 15 in den vergangenen Jahrhunderten etwas angehoben. Für die barrierefrei gestalteten Räume der neuen Tagespflege mussten deshalb unterschiedliche Bodenniveaus ausgeglichen, außerdem die Gewölbe und die Außenmauern statisch-konstruktiv gesichert werden.
Die Entkernungsarbeiten im Obergeschoss förderten barocke Wandfresken zutage. Erneut arbeiteten die Projektpartner sowie Restauratoren, Archäologen und Denkmalschützer Hand in Hand, um die Wandmalereien zu erhalten. „Wenn 2023 das gesamte Gebäude seiner Bestimmung übergeben wird, sind ein außergewöhnliches Nutzungskonzept und ein einzigartiges Erscheinungsbild Wirklichkeit geworden“, schwärmt Heike Backhaus. Bei den künftig 13 Besuchern der Tagespflege stehen die Erhaltung und Förderung der Mobilität durch geeignete Therapien im Vordergrund. Mit diesem Konzept soll die Selbstständigkeit der Tagesgäste unterstützt werden.
Auf eine mehrjährige Zusammenarbeit blicken auch die WBG und die KD-Bank zurück. „Ein Netzwerkpartner in einem Fachgremium hat uns die Bank empfohlen. Unsere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit hatte sich auch schon bei dem Projekt im Brühl 9 bewährt“, erzählt Steffen Priebe.
Für Steffen Jechow, Regionaldirektor KD-Bank, ist es nicht das erste Mal, dass er einen Finanzierungsplan für ein historisches Gebäude erarbeitet hat. Auch hat er schon mehrfach Projekte vorangebracht, bei denen Wohnungswirtschaft und Diakonie eng kooperieren. Eine Besonderheit des aktuellen Gothaer Bauvorhabens begeistert ihn besonders: „Wenn Pflegeangebote und bezahlbarer, barrierearmer Wohnraum in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen, ist das ein echter Glücksfall für die Menschen in einem Quartier. Da lässt sich die Handlungsmaxime der KD-Bank gut umsetzen: Wir finanzieren, was wirklich wichtig ist.“
„Wenn Pflegeangebote und bezahlbarer, barrierearmer Wohnraum in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen, ist das ein echter Glücksfall für die Menschen in einem Quartier.“
Steffen Jechow
Regionaldirektor KD-Bank